Allgemeine Infos zum Wanderfalken

Familie

Der Wanderfalke (Falco peregrinus) gehört zur Familie der Falken (Falconidae) und zur Ordnung der Falkenartigen (Falconiformes).

Aussehen

Wanderfalke im Flug

Dieser eindrucksvolle Falke hat etwa die Größe einer Rabenkrähe. Im Flug ist er gut an den langen, spitzen Flügeln, dem relativ kurzen Schwanz und den schnellen kraftvollen Flügelschlägen zu erkennen. Typisch ist auch der dunkle Kopf mit dem breiten, schwarzen Wangenstreifen. Das Gefieder des erwachsenen Wanderfalken ist auf der Oberseite blaugrau, die Bauchseite ist hell mit dunklen Querbändern und einer weißen Brust, die auch auf eine größere Entfernung gut zu erkennen ist. Die Jungvögel sind braun gefärbt und haben auf der helleren Bauchseite eine Längsfleckung. Auffallend sind auch die gelben Fänge (Beine), die gelbe Wachshaut an der Schnabelwurzel sowie die gelbe Umrandung der bemerkenswert scharfen Augen des Jägers.
Der Wanderfalke hat eine Körperlänge von 34 bis 58 Zentimetern und eine Spannweite von etwa 80 bis 120 Zentimetern. Männchen wiegen 440 bis 750 Gramm und Weibchen 910 bis 1.500 Gramm. Der männliche Falke heißt “Terzel”, da er etwa um ein Drittel (tertium) kleiner und leichter ist als das Weibchen.

Terzel
Falkenweibchen

Ruf

Bei Störung am Brutplatz ruft der Wanderfalke raue und schnell gereihte grägrä oder kekeke Laute. Erregungs- und Bettellaute sind ein klagendes wet, ein gepresstes grrääi und ein Lahnen, das wie gähg-gähg-gähg klingt. Bei Beuteübergabe, Balz- und Brutablösung ruft er kazick. Warnruf ist zjuck zjuck.

Jagdverhalten und Nahrung

Ein Wanderfalke ist auf Geschwindigkeit und Stärke ausgelegt. Sein kleiner Kopf, seine langen, spitzen Flügel und sein breiter, stromlinienförmiger Körper ermöglichen es ihm, so schnell zu fliegen, dass er als “Gepard des Himmels“ bezeichnet wird. Wenn ein Wanderfalke herabstößt, wird er zum schnellsten Tier der Welt, eine gefiederte Kugel, die auf seine Beute zielt.
Der Wanderfalke jagt fast ausschließlich fliegende Vögel im freien Luftraum, entweder von einer erhöhten Sitzwarte aus oder aus hohem Kreisflug. Die atemberaubende Geschwindigkeit des Wanderfalken ist eine Aufführung in zwei Akten. Zuerst schlägt er seine Flügel, bis er etwa 70 Kilometer pro Stunde fliegt. Dann legt er seine Flügel fest gegen seinen Körper und geht in den Sturzflug über. Meist schlägt er seine Beute im Überflug mit geschlossenen Fängen und fängt den taumelnden Vogel auf, manchmal aber auch von hinten oder von unten heranfliegend. Er tötet den Beutevogel durch einen Biss ins Genick.
Zu seiner Beute zählen besonders Tauben, Stare, Drosseln, Feldlerchen, Buchfinken und Rabenvögel

Lebensraum und Verbreitung

Außerhalb der Brutzeit ist der Wanderfalke in fast allen Landschaftsformen zu finden, vorzugsweise jedoch über offenem Gelände und an Gewässern mit reichem Vogelleben. Zum Brüten ist er auf steile Felswände, Steinbrüche oder hohe Gebäude angewiesen. Auch Baum- und Bodenbrüter-Populationen sind nachgewiesen. In jedem Fall muss ein freier Anflug des Brutplatzes gewährleistet sein.
Der Wanderfalke war ursprünglich als Kosmopolit in allen Erdteilen verbreitet. Nach langjähriger und gebietsweise starker Verfolgung ist das besiedelte Areal inzwischen jedoch lückenhaft. In Mitteleuropa ist er heute durch strengen Schutz wieder in nahezu allen Ländern anzutreffen.
Im Gegensatz zum Namen sind mitteleuropäische Brutpaare Standvögel, die auch den Winter über in ihrem Revier bleiben.

Fortpflanzung (Balz, Brut, Aufzucht)

Männchen hebt eine Vertiefung aus
Paarung
Gelege mit 4 Eiern
Brütendes Weibchen
Ein erstes Kücken ist gerade geschlüpft
In den ersten Tagen werden die Küken gehudert
Fütterung

Ende Herbst bis Februar finden sich die Paare, die üblicherweise lebenslang verpaart bleiben. Wenn jedoch ein Partner stirbt, wird der Überlebende einen neuen Partner wählen.
Während der Balz umkreist der Terzel seine Auserwählte mit Hochgeschwindigkeits-Kunstflügen umkreist und gibt immer wieder seinen Paarungsruf von sich. Oft präsentiert er ihr einen Beutevogel, um sie von seinen Versorgerqualitäten zu überzeugen.
Das Männchen sucht nach einem Nest, wählt mehrere Standorte aus und das Weibchen trifft die endgültige Wahl. Wird ein Nest in einer Felsnische gewählt, wird nur der Schmutz vom Felsen abgekratzt, um eine leichte Vertiefung für die Eier zu bekommen. Bei Gebäudebruten nutzen die Falken gerne von Menschen bereitgestellte Nestboxen, deren Boden mit Kies ausgekleidet ist, um den Vögeln einen ähnlichen Boden zu geben. Die Partner nutzen ihren Nistplatz als Mittelpunkt eines Territoriums, das sie heftig verteidigen. Normalerweise kehrt das Paar Jahr für Jahr zum gleichen Nistplatz zurück, aber manchmal nutzen sie auch zwei oder drei Standorte in derselben Gegend.
Im Februar beginnen meist die Kopulationen und im März werden dann meist zwei bis vier Eier gelegt, die etwas kleiner sind als Hühnereier. Die Farbe der Eier reicht von cremefarbenem Rosa bis hin zu rotbraun. Das Weibchen legt in der Regel alle zwei Tage ein Ei und beginnt erst zu brüten, wenn es das letzte Ei gelegt hat. Junge Falkenpaare haben möglicherweise nur zwei Eier nach der ersten Paarung. In den folgenden Jahren werden sie wahrscheinlich drei oder vier Eier nach der Paarung produzieren.
Ein Falke ist fast ständig auf den Eiern, obwohl die Eier auch längere Zeit unbedeckt bleiben können, ohne die sich entwickelnden Küken zu schädigen. Sicherlich auch aufgrund ihrer Körpergröße brütet das Weibchen den größten Teil der Brutzeit (immer nachts), während der Terzel für beide auf die Jagd geht. Mehrmals am Tag übernimmt aber auch er zeitweise die Brut. Wenn die Schlupfzeit näher rückt, bleibt das Weibchen bevorzugt in der Nestbox, auch wenn ihr Partner anbietet, zu übernehmen.
In einem typischen Nest ist das Weibchen der dominante Partner. Sie übernimmt oft Nahrung, die das Männchen von der Jagd mitgebracht hat. Das Männchen agiert vorsichtig um seine größere und aggressivere Partnerin herum.
Nach 29 bis 32 Tagen schlüpfen die Jungen, die anschließend ca. 10 Tage gehudert werden. Nach dem Schlupf wiegt ein Küken circa 40 Gramm und sieht aus wie ein winziger Schneeball mit großem Schnabel und übergroßen Füßen. Die Augen bleiben die ersten Tage geschlossen. Nach drei bis fünf Wochen ersetzen Federn die flauschigen Daunen. Beide Altvögel jagen jetzt nach Beute für den Nachwuchs, der ungefähr 40 Tage in der Nestbox bleibt. Kurz vor dem Ausfliegen werden die Jungfalken nur sparsam gefüttert, damit sie das Nest verlassen und ihr “Startgewicht“ nicht zu hoch ist. Bettelnd fliegen die jungen Wanderfalken ihren Eltern hinterher und üben ihre ersten Jagdstöße an Beute, welche die Altvögel in der Luft abwerfen. Nach weiteren vier Wochen sind sie dann selbständig und Ende Juli bis Anfang August löst sich der Familienverbund auf. Eine Jahresbrut ist üblich, Nachgelege sind eher selten.

 

 

Gefährdung und Feinde

Als der NABU den Wanderfalken 1971 zum ersten “Vogel des Jahres“ ausrief, war es für diese Art buchstäblich fünf vor zwölf. Seitdem sind konsequente Schutzmaßnahmen sehr erfolgreich gewesen.
Einer der Gründe für den dramatischen Bestandsrückgang bis etwa 1970 war die Aufnahme von chlorierten Kohlenwasserstoffen (v.a. DDT, HCB und PCB) über die Beutetiere. Diese Pestizide verursachten beim Wanderfalken (genau wie beim Sperber) dünnschalige Eier, was den Bruterfolg unmittelbar reduzierte. Es kam aber auch zu direkten Vergiftungen

Der Uhu, einer der wenigen natürlichen Feinde

In vielen Ländern entwickelte sich auch die Jagd auf den Wanderfalken zu einem wesentlichen Gefährdungsfaktor – verbunden mit Aushorstungen und dem Verkauf der Jungvögel in vorzugsweise arabische Länder.
Störungen an Brutplätzen durch Freizeitaktivitäten (z.B. Klettern) sowie vogelgefährlich konstruierte Strommasten und -leitungen zählen ebenfalls zu den Gefährdungsursachen.
Der Uhu, der den gleichen Lebensraum bewohnt, greift sowohl alte, wie auch junge Wanderfalken. Auch Marder und Zeckenbefall sind eine Bedrohung für Jungfalken bzw. Gelege.

Quellen:

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