Wie ist die Beute der Wanderfalken zusammengesetzt?

Als Antwort auf eine Frage im Gäste Buch von Michael Eick:

Kleine Singvögel, wie Finken oder Meisen, sind eher die Ausnahme, aber das ist natürlich nicht ausgeschlossen. Das Beutespektrum des Wanderfalken konzentriert sich auf Vögel ab Drossel- bis Taubengröße. Das Gros der Beute besteht aus Tauben (überwiegend Straßentauben, aber auch Brieftauben – zumindest bei stadtbewohnenden Wanderfalken; in Fellbach geschätzt mind. 80 % der Biomasse, > 50 % der Individuenzahlen). Auch Stare sind relativ häufig (ca. 10 % der Biomasse, 25 % der Individuen). Der Rest sind Drosseln (vorwiegend Wacholderdrossel, Amsel – ca. 5-10 % der Biomasse, etwa 10 % der Individuen) und vereinzelt andere Vögel “bunt gemischt” (u.a. nachgewiesen: Eichelhäher, Wellensittich, Kernbeisser, Waldschnepfe – insgesamt < 5 % der Biomasse und < 10 % Individuen).

 

Lokal kann die Beutezusammensetzung ganz anders ausfallen, je nach naturräumlicher Ausstattung. An der Küste überwiegen z.B. Wasservögel (Watvögel, Möwen, auch Enten) bzw. an Steilküsten (dem Primärhabitat) die “Standardbeute”, nämlich Felsentauben (die Stammform der Straßentaube). Bei Falken in waldreichen Gegenden ist der Anteil von anderen Arten, wie Eichelhäher, Misteldrossel, Ringeltaube usw. höher.

 

Grundsätzlich gilt:

Beutegreifer schöpfen nur etwa 10 % der Biomasse der unter ihnen liegenden Trophiestufe ab (Nahrungspyramide). Es wird durch keinen Greifvogel oder Falken einer Tierart oder etwa von Singvogel-Populationen in ihrem Bestand gefährdet. Meist werden junge & unerfahrene oder ältere, geschwächte Individuen bzw. solche mit geringerer Fitness erbeutet. Dennoch gibt es Ausnahmen. Ein Wanderfalke ist sicherlich dazu in der Lage, auch einen ganz normal gesunden und leistungsfähigen Vogel zu erbeuten.

Michael J. Eick

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